“Arbeitsbuch Zwangsstörungen”

von Bruce M. Hyman und Cherry Pedrick

1. Auflage 2013,  424 Seiten, ISBN: 978-3944476018, ca. 28,00

Das “Arbeitsbuch Zwangsstörungen” von Bruce M. Hyman und Cherry Pedrick gehört in der englischen Originalausgabe bereits seit Jahren zu einem der beliebtesten und erfolgreichsten Bücher über die Behandlung von Zwangsstörungen. Das Buch ist jetzt erstmals in deutscher Übersetzung erschienen und füllt damit eine wichtige Lücke in der deutschsprachigen Literatur über Zwangserkrankungen.

Arbeitsbuch Zwangsstörungen

Die große Besonderheit des “Arbeitsbuch Zwangsstörungen” besteht darin, dass nach einem gut lesbaren Abschnitt über die Hintergründe und Ursachen der Zwangsstörungen ein sehr ausführlicher Teil mit konkreten Übungsvorschlägen, Fragebögen zur Selbsteinschätzung und einer Vielzahl an Arbeitsmaterialien zur (Selbst-)Hilfe folgt.

Dieses Selbsthilfe- und Übungsprogramm kann entweder von den Betroffenen alleine gelesen und bearbeitet werden, oder als Unterstützung im Rahmen einer laufenden Therapie verwendet werden.

Auch für Ärzte und Psychotherapeuten bietet das Buch eine gute Informationsquelle, da viele der in dem Buch vorgestellten Übungen und Arbeitsblätter auch z.B. im Rahmen einer Verhaltenstherapie eingesetzt werden können.

Mit Theo Kierdorf und Hildegard Höhr hat der G.P.Probst Verlag zwei langjährig erfahrene Übersetzer gefunden, denen es sehr gut gelungen ist, das Buch übersichtlich und verständlich zu gestalten. An einigen wenigen Stellen irritiert jedoch die Begriffswahl, z.B. bei der Verwendung des älteren Begriffs “Reaktionsverhinderung” statt des heute üblicheren “Reaktionsmanagement”. Insgesamt ist die deutschsprachige Ausgabe des Buches aber sehr anschaulich geschrieben und auch ohne Vorwissen gut nachvollziehbar.

Neben den oben beschriebenen Themen erscheint uns das Buch aus weiteren Gründen lesenswert. So können viele Betroffene aus ihren eigenen Erfahrungen berichten, dass Zwangserkrankungen fast immer auch große Auswirkungen auf das soziale Umfeld der Betroffenen haben. Diesem Umstand wird das “Arbeitsbuch Zwangsstörungen” sehr gut gerecht, indem sich im Buch immer wieder auch Hinweise für Angehörige und Freunde finden, die praxisnah aufzeigen, wie letztere auf die Erkrankung des Familienmitgliedes / Freundes am besten reagieren können, ohne dabei den Erkrankten zu überfordern oder zu verunsichern.

Menschen, die unter Zwängen leiden, benötigen im allgemeinen mehrere Jahre, zum Teil auch Jahrzehnte, bis sie sich wegen ihrer Beschwerden erstmals an einen Arzt oder Psychotherapeuten wenden. Dies liegt oftmals daran, dass Zwänge zunächst als etwas sehr Unverständliches und Schambesetztes erscheinen, und auch eine mögliche “Therapie” nur wenig greifbar erscheint. Das “Arbeitsbuch Zwangsstörungen” kann hier eine wichtige Hilfe sein, denn es erläutert alle Schritte, die zum Beispiel im Rahmen einer Verhaltenstherapie erarbeitet werden. So kann das Lesen des Buches dazu beitragen, dass sich die Betroffenen besser vorstellen können, was sie denn in einer Psychotherapie erwartet.

Da Zwangsstörungen häufig bereits im Kindes- und Jugendalter beginnen, findet sich für betroffene Eltern im Buch ein sehr ausführlicher Abschnitt zu dem Thema “Wenn Ihr Kind unter Zwangsstörungen leidet”, in dem einerseits die Besonderheiten der Therapie bei Kindern und Jugendlichen beschrieben werden, und daneben auch die Unterschiede zwischen Zwängen, “normalen Ritualen”, Tourette-Syndrom, ADHS etc. erläutert werden.

Ergänzend zum Thema “Zwänge” findet sich in dem Buch darüber hinaus eine Vielzahl weiterer hilfreicher Elemente, wie zum Beispiel Anleitungen zu Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen, Übungen zur Aufmerksamkeitslenkung etc., die den praktischen Nutzen des Buches weiter erhöhen.


Buchrückseite:

“Das “Arbeitsbuch Zwangsstörungen” hat bereits unzähligen Menschen mit Zwangsstörungen geholfen, sich von ihren unangenehmen Symptomen zu befreien und die Hoffnung wiederzuerlangen, daß auch sie ein produktives Leben führen können. Dieses Buch wir daher von Kliniken und Therapieeinrichtungen auf der ganzen Welt empfohlen und genutzt. Es berücksichtigt die neuesten evidenzbasierten Erkenntnisse über Zwangsstörungen und den Umgang mit ihnen. (...)”


Aus dem Inhalt:

“Wenn Sie sich Ihren persönlichen Kampf mit Ihrer Zwangsstörung vor Augen geführt haben, kann es leicht passieren, daß Sie sich verwirrt, verzweifelt oder unsicher fühlen oder daß Sie Zukunftsangst empfinden und nicht wissen, ob Sie weiterhin in der Lage sein werden, die Last der Zwangsstörung zu tragen. (...) Angesichts der gewaltigen Fortschritte in der Erforschung psychiatrischer Störungen und speziell der Zwangsstörung besteht heute mehr Grund zu einer optimistischen Haltung als jemals vorher. (...) Wir, die Autoren dieses Buches, sind fest davon Überzeugt, daß Sie sich weitgehend aus der Umklammerung durch eine Zwangsstörung befreien können. Und auf den folgenden Seiten finden Sie alles, was Sie brauchen, um dies wahr zu machen. (...)” (S. 35)


Gesamteindruck:

Das “Arbeitsbuch Zwangsstörungen” ist eine sehr gelungene Kombination aus einem einerseits sehr informativen und umfangreichen Buch, in dem die Hintergründe der Zwänge, Zwangshandlungen, Zwangsgedanken sowie deren Behandlungsmöglichkeiten ausführlich beschrieben werden, und einem wirklichen “Arbeitsbuch”, anhand dem sich die Betroffenen alleine oder mit Unterstützung durch ihre Therapeuten Wege aus der Zwangserkrankung selbst erarbeiten können.

Wir können dieses Buch deswegen allen Betroffenen empfehlen, die Möglichkeiten zur Selbsthilfe suchen, oder die es in der Vorbereitung oder auch parallel zu einer ambulanten Psychotherapie nutzten möchten.

Aufgrund der Praxisnähe und der Vielzahl der vorgestellten Übungsmaterialien können wir dieses Buch darüber hinaus auch Psychologen und Ärzten bzw. Psychotherapeuten empfehlen, denn die im Buch vorgestellten Übungen, Arbeitsblätter etc. lassen sich sehr gut in Einzel- und Gruppentherapien einbauen.

Bitte beachten Sie auch unsere Hinweise zu den Buchrezensionen.

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